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24.08.11

Block XVI der Kursreihe "Frühe Musik der Hohen Stände" - Trobadors, Trouvères

Unlängst (15.-17.8.2011) fand der 4. Zusatzblock der Reihe "Frühe Musik der Hohen Stände" auf Burg Fürsteneck statt, diesmal unter dem Thema:

Block XVI: Trobadors, Trouvères Revisited

Bereits der 2. Block der Fortbildungsreihe (2008) stand ja im Zeichen der frühen weltlichen Einstimmigkeit. Mit "Reloaded" haben wir diese Stilepoche nach über 2 Jahren neu besucht und entsprechend war die Arbeit natürlich auf wesentlich höherem Niveau.
Mittlerweile stellen wir in jedem Block im Verlaufe mindestens einer Abendeinheit ein wichtiges literarisches Werk des Mittelalters vor, um den Blick auf die Kulturepoche zu weiten. So hatten wir bereits "Aucassin et Nicolette" gelesen, Dantes "Divina Commedia" kennengelernt, etc. Dieses Mal sollte das Singspiel "Le Jeu de Robin et de Marion" von Adam de la Halle auf dem Programm stehen. Die verschiedenen Rollen wurden bereits am ersten Tag des 3-Tage-Blocks verteilt, damit am Abend des 2. Tags eine kleine interne Aufführung des "Jeu" stattfinden konnte. Dieser erste Tag ging dann mit einer Blattleseübung weiter, in der exemplarisch ein Trouvèrelied direkt aus der Handschrift gelesen wurde, um die Distanz zum Original auch hier zu verringern. Die Noten stellen ja mittlerweile keine Probleme mehr dar, zumal es bei diesen Repertoires um rhythmuslose Aufzeichnungen geht - der Text ist hingegen vielmehr das Problem. Es zeigte sich aber, daß beim Einstudieren vom Original der Zugang zum Lied ein ganz anderer wurde - die Teilnehmer erkannten, daß selbst da, wo das Entziffern des Notentextes nicht im Vordergrund steht, sondern das Erinnern und Memorisieren, v.a. der Melodie wichtiger wurde, die Arbeit vom Original hilft. Sodann wurde an vorbereiteten Stücken aus dem Repertoire der Trobadors, Trouvères (und in einzelnen Fällen auch der Minnesänger) in Ensembleklassen praktisch gearbeitet.
Der Abend bestand aus einem gemischten Programm. Nachdem zunächst die praktische Arbeit in 2 Ensembleklassen fortgeführt wurde, gingen wird zu einer Lesung über, bei der das für das Verständnis des Konzepts von der höfischen Liebe so wichtige Werk "De Amore" des Andreas Capellanus vorgestellt wurde. Wir schlossen den Abend mit einer Präsentation über eine Aufführung von Ausschnitten des Nibelungenliedes, das Uri Smilansky und Marc Lewon für ein Programm auf Burg Dobra vorbereitet hatten: Der improvisierte Vortrag von Epik. Dieser Werkstattbericht beleuchtete verschiedene Aspekte der Aufführungspraxis, Begleitung und Improvisation. Fotos der Aufführung gibt es übrigens hier zu sehen: Nibelungen auf Dobra. Einen Ausschnitt der Aufführung auf youtube (von wem auch immer aufgenommen und hochgeladen): Videoausschnitt für Nibelungenlied.

Nach einer morgendlichen Ensembleklasse begann der traditionelle Theorietag am Dienstag, 16.8.2011. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe erhalten, kleinen Präsentationen zu verschiedenen Aspekten von Überlieferung, Aufführungspraxis und Hintergründen zur Musik der Trobadors und Trouvères vorzubereiten. Diese wurden nacheinander im Verlaufe des Tages durchgearbeitet und von den Dozenten z.T. ergänzt, kommentiert und in der Gruppe diskutiert. Die behandelten Themen schlossen u.a. ein: Anfänge der Trobadorbewegung im 12. Jh., geschichtliche Hintergründe, Quellen zur Musik der Trobadors, Inhalte der Trobadordichtung, Formen und Repertoire, Einflüsse der Trobadors auf Trouvères und Minnesänger und umgekehrte Rückwirkungen, Theorien zur Verbreitung der Kunst, Bernhard de Ventadorn als Detailstudie, Fragen zur Aufführungspraxis und Begleitung, begleitende Instrumente und Belege für instrumentale Begleitung, Symbolik in der Dichtung, Frage des musikalischen Rhythmus und zugehörige Theorien, Aussprache des Okzitanischen mit Ausspracheübung, Textanalyse, Aufbau der Rede/Rhetorik, Resümee und Plädoyer (von Martin Uhlig sehr treffend zusammengefaßt).
Der Abend schließlich wurde dem "Jeu de Robin et de Marion" gewidmet, das wir mit verteilten Rollen von den Teilnehmern halbszenisch aufführen ließen. Die gesprochenen Teile des "Jeu" wurden in einer deutschen Übersetzung gelesen, die Lieder auf altfranzösische gesungen. Dem folgte als Abschluß des Abends noch eine halbdramatisch Lesung aus dem Original des "Herzmäre" von Konrad von Würzburg durch Martin Uhlig (auf Mittelhochdeutsch und leicht gekürzt) mit instrumentaler Unterstützung durch Uta Kirsten.

Den dritten Tag des Blocks verbrachten wir - wie gewohnt - in 2 Ensembleklassen und praktischer Arbeit an vorbereiteten Liedern. Es erklangen u.a. Bernhard de Ventadorn, Jaufre Rudel, Blondel de Nesle, Thibaut de Navarre, Neidhart, La Comtessa de Dia, u.a.

Der nächste Block des Zusatzjahres wird außerdem der letzte Block der Fortbildungsreihe sein. Er wird sich um englische Musik des Mittelalters drehen und auch liturgische, bzw. geistliche Musik einbeziehen. An diesem Block XVII werden wir auch Vorbereitungen für das Abschlußkonzert treffen, das im Februar 2012 auf Burg Fürsteneck stattfinden wird (24.-26.2.2012, Konzert am Samstag, 25.2.2012). Der Deutschlandfunk wird dabei einen Mitschnitt vornehmen und daraus eine Sendung gestalten.

Interessenten für den nächsten Durchlauf von "Frühe Musik der Hohenstände" werden gebeten, sich - zunächst unverbindlich - bei Burg Fürsteneck zu melden und sich auf die Liste stellen zu lassen. In Kürze werden die beiden ersten Termine für den nächsten Durchlauf festgelegt, der Ende 2012 beginnen soll. Interessenten sind auch gerne eingeladen, zum Abschlußkonzert am 25.2.2012 der ersten Gruppe zu kommen, um sich ein Bild von den Möglichkeiten zu machen.